Kümmerer gesucht

09. Juli 2023

SCHNODSENBACH – Das nächste Ziel ist gesetzt: Die etwa 80 Schnodsenbacher Haushalte erhalten einen Fragebogen. Damit möchte der Scheinfelder SPD-Ortsverein zusammen mit Ortssprecherin Silvia Specht sowie den Schnodsenbachern Helmut Uihlein und Arno Kaesberg herausfinden, wo und wie der örtliche Zusammenhalt gestärkt werden kann.

Danach, so der aus der Versammlung im Feuerwehrhaus heraus entstandene Wunsch, sollte sich ein „Team für Schnodsenbach“ gründen. Auf dem Zukunftszettel steht beispielsweise das Finden eines Kümmerers. Laut Helmut Friedel (seit knapp einem Jahr SPD-Ortsvereinsvorsitzender) könnte ein bayernweites Programm helfen, diesen zu finanzieren. Dessen Aufgabe wäre es dann, im Ort zu gucken, wo der Schuh drückt. Den Gedanken zur Selbsthilfe im ländlichen Raum führte Scheinfelds Bürgermeister Claus Seifert gerne fort. Auch er geht davon aus, dass die Initiative von unten kommen muss. „Wir müssen uns selbst um uns kümmern“, meinte Seifert. Laut Friedel gibt es auch in anderen Orten in Bayern ein sogenanntes „Quartiersmanagement“. „Ich will gerne Euer Schreibknecht sein“, forderte Friedel die Schnodsenbacher auf, sich mit ihren Sorgen an ihn zu wenden. Man sei dabei nicht alleine und habe allerhand Begleitung. Friedel verwies sowohl auf ein Forschungsprojekt der Technischen Universität in Nürnberg unter der Leitung von Professorin Sabine Fromm, bei dem jeder mitmachen kann, als auch auf ein bereits vom bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek aufgelegtes Programm. Sowohl bundes- als auch bayernweit gebe es schon Strukturen, bis hin zu Finanzierungsangeboten. Ferner verwies der Ortsvereinsvorsitzende auf die Kompetenz und Verknüpfungsmöglichkeiten vor Ort. Zur Scheinfelder SPD gehört seit vielen Jahren Marga Melchior, die als gesetzliche Betreuerin arbeitet und sich beispielsweise mit Fragen der Patientenverfügung auskennt. Hinzu kommt das Scheinfelder SPD-Urgestein Hildegard Simon, die die Möglichkeiten der bereits existierenden Nachbarschaftshilfe kurz umriss. Dem Treffen in Schnodsenbach folgte eine weitere Impulsversammlung zum dörflichen Miteinander am 27. Juni in Kornhöfstadt. Auch hier kamen rund 40 engagierte Dorfbewohner zusammen, um über die Zukunft des Ortes und besonders auch die Zukunft der Pflege zu diskutieren. Politischer Frühschoppen im Amtsgericht Die Ergebnisse der bisherigen Treffen möchte der Ortsverein bei einem politischen Frühschoppen am 16. Juli auf dem Gelände des ehemaligen Amtsgerichts in Scheinfeld mit SPD-Kreistagsmitglied Heike Gareis und dem SPD-Landtagskandidaten Harry Scheuenstuhl diskutieren. Beim Hinweis auf das Treffen mit Politikern der Landes- und Bundespolitik wurde auf der Versammlung in Schnodsenbach ein weiteres Manko des ländlichen Lebens thematisiert, nämlich die Abhängigkeit vom Privat-PKW. Die hohen Herren sollten ruhig mal versuchen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen, meinte einer der Anwesenden. Hier konterte ein anwesender Busfahrer jedoch mit dem Vorschlag, wenigstens das bisherige Angebot zu nutzen. Schließlich fahre er oft genug mit fast leerem Geisterbus seine Linie ab. Resümee: Sowohl in Schnodsenbach als auch in Kornhöfstadt nahmen rund 40 Bürger an den Versammlungen teil. Dies zeigt, dass soziales Leben auf dem Dorf ein Thema mit Brisanz ist. Auch erklärten sich die Dorfgemeinschaften bereit, über eine künftige Struktur nachzudenken, die sowohl eine Art „Dorfpfleger“, analog zu früheren Dorfschwester ermöglichen könnte. Ein Kümmerer soll gefunden werden. Pflege vor Ort soll gestärkt werden. Schnodsenbachs Ortssprecherin Specht meinte zusammenfassend: Noch funktioniere wechselseitige Unterstützung im Dorf. Aber was passiert, wenn auch auf dem Land die Babyboomer in ein Alter kommen, in dem sie vermehrt Hilfe brauchen, darüber müsse man sich Gedanken machen.

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